Wir sind begeistert! Unser Schüler Fabian hat ein Jahr auf der Merchiston Castle School in Edinburgh, Schottland, verbracht und teilt nun seine Erfahrungen mit uns. Übrigens: Fabian hat in einem Zimmer mit elf anderen Jungen gewohnt. Das ist sehr ungewöhnlich und selten – heutzutage sind die Zimmer doch wesentlich kleiner. Wer beim Lesen hier Durchhaltevermögen beweist, wird mit vielen Infos im O-Ton von Schüler zu Schüler versorgt. Viel Spaß dabei!
„Ich habe mich schon frühzeitig in meinem Leben für die englische Kultur und Lebensweise interessiert und als ich die achte Klasse meines Gymnasiums besuchte, konnte ich mich mehr über diese an einem Informationsabend informieren, indem ich mich mit der petra heinemann internationale schulberatung über die verschiedenen Angebote unterhielt. Ich war mir derzeit noch nicht sicher, in welchem Land ich meinen Auslandsaufenthalt abhalten wollte, geschweige denn wie lange und in welcher Schulform.
Nach längerer Beratung im Dezember 2013 und einigen Eignungstests hatte ich mich entschlossen, in der neunten Klasse nach Großbritannien auf ein Internat zu gehen, also als ich noch 13 Jahre alt war. Im März 2014 bin ich dann während meiner Schulzeit für eine Woche mit meinen Eltern auf eine Tour durch Großbritannien gegangen, um mir ein Bild von ca. vier Schulen zu machen, die ich mir zusammen mit meinen Eltern ausgesucht hatte. Die ersten zwei Schulen waren in England und haben mich aus verschiedensten Gründen nicht richtig überzeugt. Die letzte Schule, die wir besichtigten, lag für mich überraschenderweise in Schottland. Auf den ersten Blick wusste ich, dass es die richtige Schule war. Das Personal der Merchiston Castle School war äußerst freundlich, uns wurden alle Klassenräume gezeigt, auch die Aufenthaltsräume und wir wurden sogar zum Mittagessen eingeladen. Mir wurde zudem auch noch angeboten, für eine Nacht zu bleiben, jedoch mussten wir ablehnen, da wir den Rückflug schon gebucht hatten.
Im Mai habe ich mich dann endgültig entschieden, die MCS für ein komplettes Jahr (also 3 Terms) in der Shell Stufe zu besuchen, von 2014 bis 2015. Ich bin mit meinen Eltern gemeinsam zur “Einschulung” nach Edinburgh geflogen und schwups, ich war schon komplett im Internatsleben drin.
Ich muss sagen, ich habe mir vorgestellt, dass mein Englisch ziemlich schlecht ist und ich mich nicht unterhalten könnte, aber glaubt mir: Jeder versteht dich und es gibt immer noch schlechtere (z.B Chinesen und Spanier kann man kaum verstehen). In meiner Schule gab es auch viele internationale Schüler und demnach auch Deutsche, da ich jedoch in die neunte Klasse gegangen bin, waren die meisten Deutschen eine Stufe über mir, was sich positiv auf die Zeit auswirkte, die ich mit den Schotten dort verbrachte.
Man sagt nun oft, dass man den schottischen Akzent nicht versteht. In meiner Schule waren aber auch viele Engländer, wodurch ich keinen großen schottischen Akzent mitgenommen habe. Ich habe in einem Zimmer mit elf Jungs übernachtet (Jungeninternat), und ich weiß, es klingt viel, und ich weiß, du glaubst jetzt, du hast dort keine Privatsphäre. Hast du auch nicht, muss ich ganz ehrlich sagen. Aber das war, glaube ich, das Gute an Chalmers East (mein “House”), ich hatte ständig Leute, die mich abgelenkt haben, es war immer was los und ich habe eigentlich pausenlos Englisch gesprochen.
Am Anfang habe ich noch oft mit meinen Eltern geskypt, aber mit der Zeit wurde das auch immer weniger, was, glaube ich, schlimmer für sie war als für mich. Das Essen an meiner Schule war extrem gut: Wir hatten immer frische Früchte, eine Salatbar, Nachtisch und verschiedene Gerichte, die wir uns aussuchen konnten (auch immer vegetarische). Die einzige Überraschung: Es wird um 17:00 zu Abend gegessen.
Die Sportauswahl war phänomenal mit allen Sportarten, von denen du jemals gehört hast, und auch organisierte Kinotrips, Theaterausflüge, sogar Musicals und Bustouren zu Freizeitparks und Rugbyspielen gehörten zum Alltag. Es war immer was los und man kam viel rum. Unsere Schule lag ziemlich nah am Stadtzentrum von Edinburgh, wodurch wir die Möglichkeit hatten, schnell zu einem naheliegenden Supermarkt zu gehen oder gleich durch die Stadt zu bummeln.
Das Curriculum der Schule war auch sehr gut. Wir haben fast alle Themen durchgenommen, die in Deutschland gerade Thema waren und auch die vom nächsten Jahr. Ich musste mich, als ich wiederkam, fast gar nicht einarbeiten.
Die Sprachauswahl war zwar ziemlich überwältigend (Französisch, Spanisch, Latein, Deutsch, Chinesisch, Russisch, etc.), jedoch war das Niveau nicht sehr hoch. Bedeutet: Du wirst in Englisch besser sein, die andere Fremdsprache kam (an meiner Schule jedenfalls) ziemlich herunter über die Zeit und bedurfte ziemlich an Aufbesserung.
Ich habe die Fächer Design & Technologie (ein echtes Fach! Wir haben uns ein Projekt ausgedacht und mussten ein Produkt selber herstellen), Englisch (es gab auch “ESOL” English for Speaker of Other Languages, aber ich rate dir das richtige Fach der Einheimischen zu wählen), Spanisch, Mandarin, Physik, Mathe, Bio, Chemie, Electronics, Religious Studies (Religion und Philosophie zusammen), Swimming, Physical Education und eine Art Sozialkunde. Es gab auch noch andere Fächer zu wählen, wie zum Beispiel Sports oder Programming etc.
Auf Grund von deinem Einstufungstest wirst du auf A/B/C/D Sets verteilt, die deinem Standard angemessen sind und dich schulisch zu verbessern versuchen. Wir haben zweimal Exams geschrieben, immer alle Fächer innerhalb einer Woche, was ziemlich nervenauftreibend war, dich aber auch zum Lernen angetrieben hat. Hausaufgabenzeit war sowieso immer am Abend eingeteilt.
Die Zeit, die ich in Edinburgh verbracht habe, werde ich mein komplettes Leben nicht vergessen. Man hat eine andere Kultur kennen und gleichzeitig die eigene zu schätzen gelernt. Ich hatte mehrmals die Chance gehabt, nach Hause zu kommen, da die Flugverbindung Hamburg Edinburgh sehr günstig war, und somit konnte ich meine Eltern und Freunde auch oft sehen. Mit meinen Schulkameraden bin ich während der Ferien sogar verreist (Milano zum Skifahren) und ich halte immer noch Kontakt zu ihnen.
Ich kann dir nur raten ein Auslandsjahr zu machen, wenn möglich für ein komplettes Jahr. Du wirst es nicht bereuen und was glaubst du, was für Gesichter deine Klassenkameraden machen werden, wenn du nach Hause kommst und fast perfekt Englisch sprichst. Denk drüber nach.“