Alle Jahre wieder – oder etwa doch nicht?
Weihnachten und Neujahr verbringen Internatsschüler aus Deutschland eigentlich zuhause bei ihren Eltern, nicht im englischen Internat. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Einige Schüler verbringen auch schon einmal die Weihnachts- und Neujahrszeit in England – vielleicht durch den Kontakt zu neu gewonnenen Freunden oder weil sie über die Feiertage in einer Gastfamilie untergebracht sind. Für die meisten ist das eine ungewöhnliche Erfahrung. Denn was bislang alle Jahre wiederkehrte, ist nun zwar auch wieder da – aber doch ganz anders.
Dieses „anders“ fängt schon beim Datum an. Denn Weihnachten – im Sinne von Bescherung – findet in England am 25. Dezember statt, nicht wie in Deutschland am 24. Dezember. Auch das Beschenktwerden erfolgt in England nach einem für Internatsschüler aus Deutschland ungewohnten Ritual: Denn Geschenke werden in am Vorabend des 25. Dezember aufgehängte Strümpfe gesteckt – im Idealfall hängen die übrigens an einem Kamin. In Deutschland erinnert dieser Brauch entfernt an den Nikolaustag, der zum Herausstellen blank geputzter Stiefel auffordert. Weihnachtsgeschenke wiederum liegen in deutschen Familien schlicht und einfach unter dem Weihnachtsbaum – oder um ihn herum drapiert. Das übrigens ist eine Gemeinsamkeit: Sowohl Engländer als auch Deutsche feiern Weihnachten mit einem Weihnachtsbaum und mehr oder weniger üppiger Dekoration: Girlanden, Mistelzweige & Co. – vieles davon kennen deutsche Schüler auch aus den heimischen Wohnzimmern.
Wer von all der Aufregung Hunger bekommt, darf sich in England auf das rituelle Weihnachtsmenü freuen – also auf Truthahn und Plumpudding. Deutsche Familien haben dahingehend weniger einheitliche Gewohnheiten zu bieten. Die kulinarischen Möglichkeiten reichen hier von Kartoffelsalat mit Würstchen über verschiedene Fondue-Varianten bis hin zu Gans oder Pute mit Rotkohl und Klößen. Wer übrigens als deutscher Schüler an einem englischen Weihnachtsessen teilnimmt, dürfte sich schon an Silvester erinnert fühlen: Denn während des traditionellen Weihnachtsmenüs tragen Englänger häufig bunte Papphüte – in Deutschland ein Party-Gag, der eher an Silvester seinen Platz findet.
Es verwundert daher kaum, dass auch Silvester in England ganz anders abläuft, als deutsche Schüler es aus ihrer Heimat kennen. Statt eines bombastischen Feuerwerks wird so beispielsweise um Mitternacht das traditionelle Lied „Auld Lang Syne“ angestimmt, zumindest in London. Ansonsten geht es an Silvester in England eher ruhig und beschaulich zu, man trifft sich zuhause und feiert im Familienkreis, mit dem Glockenschlag um 24 Uhr geht man nicht selten einfach ins Bett – undenkbar für deutsche Teenager, die dann erst richtig mit der Party loslegen. Neujahrstradition in England ist übrigens das Verschenken von kleinen Fleischtörtchen. Für Deutsche eine ziemliche Umstellung, sind sie doch eher an Marzipanschweinchen oder Kleeblätter sowie Schornsteinfegerfiguren gewohnt.
Nach all den neuen Erlebnissen können sich dann aber alle auf etwas einstellen, das sowohl für englische wie auch für deutsche Schüler gleich ist: Die Schule nimmt den Unterricht im neuen Jahr wieder auf – wie jedes Jahr, eben alle Jahr wieder.